Hopfen

Familie Hanfgewächse (Cannabinaceae)

Englischer Name: Hops

 

Bedeutung für die Dermatologie

Hopfen weist anti-bakterielle, anti-oxidative und östrogenartige Wirkungen auf, hemmt Entzündungen und kräftigt das Bindegewebe.

 

In aller Kürze

Hopfen ist als Bestandteil des Bieres eine seit dem frühen Mittelalter bekannte Kulturpflanze, die in der traditionellen Medizin hauptsächlich als mildes, gut verträgliches Beruhigungs- und Schlafmittel eingesetzt wird, in der Regel in Kombination mit anderen psychoaktiven Heilpflanzen wie Baldrian. Er besitzt jedoch ein sehr charakteristisches, eigenes Profil von Wirkstoffen mit Bittersäuren und Chalconen (Prenylflavonoiden), die zusätzlich antibiotische, entzündungshemmende, Bindegewebs-stärkende und östrogenartige Wirkungen aufweisen. Daher eignet er sich auch gut zur Behandlung unreiner Haut mit bakteriellen Infektionen, wie Akne, sowie zur Vorbeugung gegen Körpergeruch und für Hautcremes zur Stärkung und Verjüngung der Haut.

 

Wenn Sie’s noch nicht wussten…

Der lateinische Artname lupulus bedeutet „Wölfchen“ und ist wenig freundlich gemeint, bezieht er sich doch darauf, dass die schnellwüchsigen Ranken dieses grimmen Würgers andere Gartenpflanzen überwuchern und „ersticken“.

Der Hopfen wird in großem Umfang kultiviert, kommt aber auch wild in Auwäldern, Erlenbrüchen und Gärten vor. Die zahlreichen Kulturpflanzen sind Zuchtformen des wilden Hopfens. Der Hopfenanbau in Deutschland ist seit dem frühen Mittelalter dokumentiert, heute umfassen die Anbaugebiete eine Fläche von ca. 17 000 ha, davon über 80% in der Hallertau zwischen München, Nürnberg und Augsburg.

Der Hopfen erfüllt im Bier mehrere Funktionen. Die Bitter- und Aromastoffe verbessern den Geschmack, die antibiotischen Eigenschaften schützen das Bier vor raschem Verderben, und der Bierschaum wird stabilisiert.

Vorläufer des Hopfens in der Bierbrauerei war der nordwesteuropäische Gagelstrauch (Myrica gale), der heute wieder hier und dort zur Erzeugung besonderer Biere eingesetzt wird.

Der Hopfen wurde 2007 zur Arzneipflanze des Jahres gewählt.

 

Botanik, Droge und Inhaltsstoffe

Die bis zu 6 m hoch wachsenden, rechtswindenden Ranken dieses Hanfgewächses sind wie die Blätter rau behaart, was ihnen einen besseren Halt verleiht („Klimmhaare“). Die Art ist zweihäusig; die männlichen Pflanzen tragen unscheinbare grünlich-weiße Blüten in achselständigen Trugdolden. Die weiblichen Blüten stehen in dichten Scheinähren, und ihre Deckblätter sind vergrößert und papierartig trocken; sie sind wie Dachziegel übereinander angeordnet und bilden die äußere Hülle des Hopfenzapfens. Sowohl die darin enthaltenen Früchte (Nüsschen) als auch die Deckblätter sind mit Lupulindrüsen besetzt, die beim Abklopfen als gelbes Pulver herunterfallen und als Hopfendrüsen oder Lupulin bezeichnet werden. Die Droge schmeckt leicht bitter und würzig und strömt einen aromatischen Geruch aus, der mit der Zeit käseartig wird, was das Ende der Verwendbarkeit anzeigt.

Der Hopfen enthält über 150 pharmakologisch interessante Substanzen, die sich in 5 Hauptgruppen gliedern lassen: Flavonoide, Catechine, Terpene, Bittersäuren und Chalcone.

An Flavonoiden sind vor allem Flavonolglycoside wie Kämpferol, Quercetin, Quercitrin und Rutin vorhanden.

Unter den Gallaten ist das sehr stark anti-oxidativ wirksame Epicatechingallat zu erwähnen.

Das ätherische Öl, das 1-3% des Drogengewichts ausmacht, enthält viele Terpinoide, vor allem ß-Caryophyllen, Farnesen und Humulen als Sesquiterpene, und Myrcen als Vertreter der Monoterpene.

Die Bittersäuren, die 5-20% des Drogengewichts stellen, haben für die Bierbrauerei besondere Bedeutung, da sie sowohl eine konservierende (anti-bakterielle) Wirkung haben als auch zur Schaumstabilisierung beitragen. Sie werden in zwei Reihen eingeteilt, die α-Säuren mit Humulon und seinen Abkömmlingen, und die β-Säuren mit Lupulon als Stammsubstanz. Beim Brauvorgang lagern sich die α-Säuren zu Iso-α-Säuren um, die den bitteren Geschmack des Bieres bedingen.

Unter den Chalconen, aromatisch ungesättigten Ketonen, ist Xanthohumol das häufigste. Desmethylxanthohumol wird durch die Darmflora oder nach Absorption durch P450-Enzyme in Prenyl-Naringenin umgewandelt, das die östrogenen Eigenschaften des Hopfens bedingt.1

 

Historisches

Im Altertum scheint Hopfen keine bedeutende Heilpflanze gewesen zu sein; Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) beschreibt ihn als Gemüse- und Färbepflanze. Mit der starken Ausbreitung aufgrund der Kultivierung für die Bierbrauerei ab dem 9. Jahrhundert in Deutschland und anderen europäischen Ländern kamen nach und nach auch Berichte über medizinische Anwendungen.

Hildegard von Bingen erwähnte 1173 die antibiotischen Eigenschaften des Hopfens, der Fäulnis stoppen könne. Leonhart Fuchs wendet sich 1543 gegen alle Autoren, die den Hopfen als kalt von Natur bezeichnen, und besteht auf ausgesprochen warmen Eigenschaften, also trocknend, Schleim, Galle und Stuhl ausleitend. Er vertreibe Geschwulste, führe ab, heile Ohrentzündungen, helfe bei Geburten und habe alle Eigenschaften, die der griechische Arzt Galen den Bitterstoffen zuschrieb.

Generell stehen in den traditionellen Anwendungen Unruhe, Schlaflosigkeit und Nervosität im Mittelpunkt, wobei Hopfen zumeist in Kombination mit anderen Heilpflanzen gegeben wird. Dies gilt auch für die Chinesische und die Ayurvedische Medizin. Daneben werden auch die appetit- und verdauungsanregenden Wirkungen genutzt sowie Zahn-, Kopf- und Nervenschmerzen damit behandelt. Die Libido dämpfende Wirkung der Phytoöstrogene mag in Verbindung mit dem Alkohol im Bier manche Not zölibatärer Priester und Mönche gelindert haben.

Schließlich gibt es auch traditionelle dermatologische Anwendungen, z.B. bei Ulcus cruris (offene Beine).