Ackerminze

Familie: Lippenblütler (Laminaceae)

Englische Namen: Field mint, Wild mint, Corn mint

 

Bedeutung für die Dermatologie

Das ätherische Minzöl wirkt kühlend, juckreizlindernd sowie anti-bakteriell und anti-viral.

 

In aller Kürze

Minzöl (Menthae arvensis aetheroleum) ist ein seit dem Altertum gebräuchliches Mittel, dessen vielfältige Anwendungsgebiete durch neue Forschung weitgehend bestätigt werden, z.B. bei Verdauungsbeschwerden, Atemwegserkrankungen, Kopf- und Muskelschmerzen, Juckreiz und anderen Hautproblemen. Es entspannt Muskelzellen und löst Krämpfe auf, fördert die Durchblutung, tötet Bakterien (z.B. auch Staphylococcus aureus auf der Haut) und wirkt direkt auf Sinneszellen der Haut, die Schmerz und Kälte empfinden können und kann so auch juckreizlindernd wirken. Die äußere Anwendung wird durch den angenehmen Geruch positiv verstärkt.

 

Wenn Sie’s noch nicht wussten…

Im Gegensatz zur Ackerminze, die eine echte Pflanzenart darstellt, ist die Pfefferminze (Mentha x piperita) wohl zufällig durch Bastardierung zweier wilder Minze-Arten in einem englischen Pfarrgarten entstanden. Deshalb kann diese in reiner Form nur durch vegetative Vermehrung gezüchtet werden. Aber auch die Ackerminze neigt zur Bastardierung, wie überhaupt die Systematik der Gattung Mentha eine eigene Wissenschaft ist.

Der Abt des Benediktinerklosters auf der Halbinsel Reichenau im Bodensee, Walafried Strabo, hatte hiervon wohl schon im 9. Jahrhundert eine Vorstellung, denn er schrieb: „Wenn aber einer die Kräfte und Arten und Namen der Minze samt und sonders zu nennen vermöchte, so müsste er gleich auch wissen, wie viele Fische im Roten Meere wohl schwimmen.“

Plinius (24 – 79 n. Chr.) berichtet, die Römer hätten bei Trinkgelagen Kränze aus Minze um den Kopf gewunden, um dem Katerkopfweh vorzubeugen.

Der Sage nach war Minthe eine Geliebte von Hades, dem Gott der Unterwelt, der seine Geliebte in eine duftende Pflanze verwandelte als seine Frau eifersüchtig wurde. Der altgriechische Name der Minze war „Hedyosinos“, zu Deutsch: Wohlgeruch.

Menthol ist nicht nur in ausgewiesenen Menthol-Zigaretten enthalten, sondern in geringen Mengen auch in den meisten anderen; die kühlende und schmerzstillende Wirkung des Menthols fördert das tiefe Inhalieren. Aus diesem Grund, nicht wegen bedenklicher Wirkungen des Menthols selbst, gelten Menthol-Zigaretten auch als besonders gesundheitsschädlich.

 

Botanik, Droge und Inhaltsstoffe

Die Ackerminze wächst in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel. Ihr Wuchs ist kräftig mit liegendem oder aufrechtem, sich manchmal verzweigendem Stängel, der meist nur eine Höhe von 5 bis 30 cm erreicht. Die behaarten, eiförmigen bis elliptischen Blätter sind gegenständig mit nach vorn gerichteten Randzähnen und tragen in ihren Blattachseln die rosa bis violett gefärbten Blüten. Grobe Zähne nach vorne zur Spitze hingerichtet und eine Behaarung des Blattes sind charakteristisch. Diese stehen von Juni bis Oktober in Scheinquirlen über die ganze Länge der Stängel verteilt und bilden nicht, wie bei anderen Minze-Arten, endständige Scheinähren (siehe Foto).

Das für kosmetische, arzneiliche und kulinarische Zwecke benutzte Produkt aus der Ackerminze ist das ätherische Öl, das durch Wasserdampfdestillation aus der frischen Pflanze gewonnen wird. Ätherische Öle sind leicht flüchtige, wasserunlösliche Stoffwechselprodukte von Pflanzen, die entweder die Pflanze gegen Bakterien oder Fressfeinde schützen oder z.B. als Blütendüfte Bestäuber anlocken sollen. Das ätherische Öl der Minze besteht aus bis zu 90% Menthol, besonders vom linksdrehenden Typ, was für die pharmakologische Wirkung von Bedeutung ist. Daneben sind Menthon, Isomenthon, Menthylacetat und geringe Mengen von Limonen, Cineol, Pulegon und Jasmon enthalten.

 

Historisches

Hildegard von Bingen empfahl im 12. Jahrhundert die Minze (Bachminze) bei Verdauungsbeschwerden, insbesondere bei solchen, die aufgrund langfristiger Völlerei die Funktionsfähigkeit des Magens ernsthaft einschränken und zu „Dämpfigkeit“ führen, also zu Atembeschwerden.

Das Kräuterbuch von Leonhart Fuchs (1543) unterscheidet 4 zahme und 1 wilde Minzenart, deren Wirkungen sich nur in der Stärke unterscheiden. Es werden zahlreiche Anwendungen beschrieben, die im Wesentlichen auf den griechischen Arzt Dioskurides zurückgehen, darunter die auch heute noch aktuelle Einnahme bei Magen-Darm-Beschwerden und als Appetitanreger. Der Geruch der Minze, so Leonhart Fuchs, mache „mut und frölich“. Mit Essig vermischt töte die Minze die runden Würmer (Spulwürmer) und reize zur Unkeuschheit.

Aber auch äußerliche Anwendungen, z.B. auf Geschwulste und auf Bisse tollwütiger Hunde, gegen Ohrenschmerzen und Flechten werden genannt, und die in neuerer Zeit wieder aktuelle Methode zur Behandlung von Kopfschmerzen (haubtwee) durch Auflegen auf die Stirn.